Radwoche im "Spreewald"
Montag 3.7.2017
Burg - Lübben mit Führung - Burg 50 km 12° C, Wetter schön, total ruhige Nacht, ab 7.10 Uhr üppiges Frühstück. Es ist alles da was man so braucht, um genügend Energie zu tanken. Ungewöhnlich gegenüber den üblichen Hotelfrühstücken, eine große Platte mit Hausmacher Wurst, Gurken in allen Variationen und zu guter Letzt noch saure Heringe.
Wir treffen uns 8.30 Uhr mit den Rädern vor dem Hotel. Margareta hat sich ein Pedelecs gemietet und dreht noch einige Runden, um sich an das Rad zu gewöhnen. Peter stellt uns den Weg vor und erklärt einige Regeln, damit wir ohne Probleme die Strecke bewältigen können. Auf 75 km Länge und 16 km Breite verzweigt sich die Spree mit ihren Zuflüssen in gut 300 Nebenarme, Kanäle und Fließen. Wir fahren zunächst an einem Fließ entlang durch den Wald. Man muss ziemlich aufpassen. Es gibt viele kleine Brücken mit Steigungen, da unter den Brückchen Lastkähne durchpassen müssen. Manche unterschätzen die kleinen Steigungen und dann gibt es Staus. Darüber hinaus ist es sehr romantisch und die Strecke ist gesäumt von hohen alten Bäumen und begleitet von Vogelgezwitscher und Frosch Gequake. Man hat nicht viel Zeit zum Schauen, denn in Lübben wartet eine Führung auf uns. Die Fahrt führt durch sumpfige Wiesen, der sintflutartige Regen der vergangen Woche tat ein Übriges, teilweise auf einem Knüppeldamm und dann kommt eine Brücke, die es in sich hat. Treppen, hoch und steil mit einer Rille für das Fahrrad und genau so steil wieder hinunter, für eine einzelne Frau kaum zu bewältigen. Mit vereinten Kräften, vor allem der mitfahrenden Männer, können wir unseren Weg fortsetzen. 10.45 Uhr nach ca. 27 km sind wir in Lübben am Treffpunkt vor dem Renaissance-Schloss am Schlangengraben, mit seinem mächtigen Wohnturm aus dem 14. Jhdt. Die Lausitz, zu der auch der Spreewald gehört, ist die Heimat des slawischen Volksstamms der Sorben. Zweisprachige Ortsschilder und die zu Feiertagen getragenen Trachten verdeutlichen, dass hier noch viele alte Traditionen gepflegt werden.
Wir haben eine Verabredung mit Frau Marga Morgenstern, die uns in der wendischen(sorbischen) Sonntagstracht empfängt. Der Rock ist rundherum bestickt mit den typischen feinen Blütenranken. Die liebenswerte 82 jährige Stadtführerin und Fontane Liebhaberin, bringt uns mit ihrem ungeheuren Wissen die Geschichte der Sorben(Wenden - alter Namen des Volksstammes) näher und beeindruckt durch ihre ausdrucksstarken Gedichtrezitationen, passend zur jeweiligen Situation. Während des Vortrages kommen immer wieder" Spreewald Gondoliere" mit ihrer Touristenfracht vorbei. Frau Morgenstern kennt sie alle und hält einen kurzen Plausch. Ihr Rat an uns: Wenn ihr eine Kahnfahrt macht, genießt die Stille der Natur. Wir gehen über die Grusche (Gras) zum zweitältesten Gebäude der Niederlausitz dem Wohnturm mit seinen 2,8 m dicken Mauern. Wir finden Einlass in das Hochzeitszimmer. Marga erzählt von ca. 250 Hochzeiten im Jahr, oft nach den alten Ritualen und mit den Trachten. Im Jahre 1430 wurde Deutsch als Amtssprache eingeführt und manch einer brauchte einen Dolmetscher. Wir treten in den Wappensaal ein und staunen über den einstigen Huldigungsraum der Landesherren. Wir erfahren auf launige Art viel von der Geschichte der Region und sind begeistert von der Erzählerin. So ganz langsam aber tritt eine gewisse Ermüdung ein und der Hunger fordert Tribut.
Wir verabschieden uns und streben der nächsten Kneipe zu. Noch ein kleiner Stadtbummel und dann ist die Zeit schon wieder vorüber. 14.30 Uhr Rückfahrt.
Alsbald ist uns der Weiterweg auf Grund einer Überflutung versperrt. Es hatte am Wochenende ca. 146 l auf dem qm² geregnet. Wir müssen auf eine andere Strecke ausweichen. Betonschwellen quer verlegt und das über viele Kilometer ratternd und holpernd auf schmalen Wegen ist megaanstrengend. Erst kurz vor Burg gelangen wir wieder auf einen angenehmen Radweg. 16.25 Uhr im Biergarten vor dem Hotel genießen wir die Sonne bei einem kühlen Bier und lassen den Tag Revue passieren. Nach dem Essen beendet ein kleiner Verdauungsspaziergang den Tag.