Tagebuch - Schweizreise
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Nach der langen Busfahrt tut es gut noch einen kleinen Spaziergang einzulegen. Im Dorf geht es nur runter oder rauf und ganz oben thront die Pfarrkirche St. Stephan. 18.45 Uhr Abendessen, ist im Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite einzunehmen. Mehrere große Speisesäle zeugen von der touristischen Akzeptanz dieser Gegend. Mit dem 4-Gänge-Menü waren wohl alle zufrieden, es sind keine Klagen laut geworden.
19.05.2017
7 Uhr Blick aus dem Fenster und auf den Wetterbericht verheißt nichts Erfreuliches für den nächsten Höhepunkt unserer Reise. Nach dem Frühstück gilt es noch einer Mitfahrerin zum Geburtstag zu gratulieren und dann schnell zum Treffpunkt vor dem Hotel. Wir laufen gemeinsam die ungefähr 10 Minuten zusammen zum Bahnhof. Einige wenige kommen mit dem Bus nach oben. 9.18 Uhr Abfahrt mit dem Bernina Express nach Tirano. "Platz nehmen und staunen" lautet das Motto. Leider bewölkt es simmer mehr und es tröpfelt schon leicht. Die Bahn gleitet fast lautlos über die Schienen. Und schon bald überqueren wir das 142 m lange Landwasserviadukt das mitten in eine senkrechte Felswand hineinführt. Die 50 m hohen Pfeilerbogen wurden gerüstfrei auf gemauert. Nicht einfach alles mit der Kamera zu erwischen. Zwischen Bergün und Preda sind 416 Höhenmeter zu bewältigen. Über grandiose Kunstbauten und Kehrtunnels geht es weiter in die Höhe, manchmal kann man einen Ort zweimal aus verschiedenen Höhen betrachten, bis sich nach dem Albulatunnel das Engadin in voller Pracht zeigen soll. Leider hielt sich der Genuss in Grenzen. Es wurde immer trüber und schließlich regnet es. Kurz vor St. Moritz biegt die Bahn in Richtung Pontresina ab. Wir durchfahren den Ort am Fuße des 4048m hohen Piz Bernina. Mit dem Bernina Express geht es noch höher hinauf, vorbei an der mächtigen Gletscherwelt des Berninamassivs. Um uns her Schnee, eisige Seen wie den Lago Bianco und Lej Nair sowie das Ospizio Bernina auf 2253 m. Hier ist nicht nur die Sprachgrenze: Im Bündner Südtal Puschlav wird italienisch gesprochen, im Engadin rätoromanisch und deutsch, sondern auch eine Wasserscheide. Die Gewässer nördlich des Berninapasses fließen in die Donau, die Gewässer südlich des Passes in den Po. Nebel und keine Sicht auf die Gipfel, oft gespenstisch schön. Sehr, sehr schade! Ein kurzer Stopp am 1923 erbauten Bahnhofsgebäude Alp Grüm, dessen rühmliches Panorama vom Palügletscher für uns im Regen und Nebel verborgen bleibt. Schnell verziehen wir uns wieder in die Bahn. Von nun an geht es bergab über die Kraftwerkszentralen Palü und Cavaglia erreichen wir Poschiavo (Puschlav). Hier ist das Wetter besser und die Vegetation deutlich weiter fortgeschritten. Dann wartet alles auf das berühmte Kreisviadukt von Brusio. Das als Viertelkreis angelegte Viadukt ermöglicht eine künstliche Streckenausweitung auf kleinstem Raum, damit die Bahn den Höhenunterschied meistern kann. Ein fantastischer Anblick zum Teil aus dem Nebel hervor, wunderschön. Kreisviadukt von Brusio - Wikipedia. Spitze Steinhügel in dieser Landschaft, waren früher Keller für Wein und Käse. Endstation Tirano in Italien. Im Städtchen ist es deutlich wärmer und das mediterrane Flair gefällt uns. Da alles Hunger hat suchen wir zunächst eines der Straßenrestaurants auf. Nachdem der Regen uns erneut eingeholt hat, verzichten wir auf eine Stadtbesichtigung und begeben uns zur zügigen Rückfahrt mit dem Bus, der bereits auf uns wartet. Die vorgesehene 200 km Pässefahrt wird auf etwa 100 km verkürzt. Wir fuhren im strömenden Regen den Weg zurück auf der Straße. Eine interessante Sicht aus einer anderen Perspektive, leider ohne besseres Wetter. Eine kühne Passstraße hoch hinaus in Eis und Schnee zum Ospizio Bernina und immer wieder begegnen uns auch die Bahnschienen der Bernina Bahn. Auf dem weiteren Weg hinunter durch zahlreiche enge Ortsdurchfahrten, die unserem Chauffeur alles abverlangen, passieren wir St. Moritz am Silvaplana See und weiter hinauf zum Julierpass ändert sich das Wetter zusehends.